Freek 06.09.2014, 17:59
Probleme mit den Benzin-Motoren MPI, sowie GDI.
(Technische Informationen & Details zu Motoren und Ausstattung findest du unter Carisma-Daten, häufig gestellte Fragen unter Carisma-FAQ.)
Moderator: Werkstattmeister
1/1 06.09.2014, 17:59

Hi,

da zu diesem Thema zwar schon viel geschrieben wurde, aber es sich über viele Threads verteilt, dachte ich mir, ich fasse mal meine Erfahrungen hier fix zusammen. Versteht sich ein bisschen als Check- und Durchführungsanleitung für Gebrauchtkäufer, die noch etwas Spaß den ihrem GDI haben möchten. Auch geht sie noch etwas weiter, ohne den kompletten Ansaugtrakt zeitintensiv abbauen zu müssen.

Mein Opfer:
Ein 2001er Facelift mit 208' km (jetzt 215') und Dynamics Bodykit, 215/17er Felgen, tiefer und breiter (obs ein echter Dynamics ist, weiß ich nicht). Wurde von einem älteren Herren gefahren, der nun im Ruhestand ist.

Probleme:
All die, über die man viel liest. Prinzipiell erstmal schlechte Gasannahme bzw. nicht gerade sehr feinfühlig. Leerlaufprobleme natürlich und zu hoher Verbrauch (~7L), somit also schlechter als mein guter alter Nissan (6,2L). Im Lastbereich auch etwas zäh. Hydros klackern böse.

Anleitung:
Wir beginnen mit einer Dose Injection-Reiniger von Liqui Moly in den Tank bei ca. 50L Füllung (höhere Konzentration als die auf der Dose beschriebenen "bis 70L ausreichend"). Gerne bereits Super Plus oder Vpower, die schwefelarm sind und noch einen Haufen Reinigungsadditive haben.

Drosselklappe:
Nun gehts an die Drosselklappe. Ansaugschlauch abbauen, Drosselklappe abbauen, so wie in der Anleitung zum "Selber Blastern" beschrieben. Ich hatte eine elektronische DK, also raus damit.
In allen Richtungen schwarz. Kurz Bremsenreiniger, dann absprühen mit Kettenreiniger, da dieser Dichtungen bzw. Gummi nicht angreift, und einwirken lassen.
Nach der Reinigung sollte das Gehäuse wieder Alusilber und die DK selbst Messingfarben sein. Vor allem die Hauptströmungskanäle oben und unten penibel säubern. Trocknen. Mit robustem Silikonspray überall gut einsprühen und Drehung auf Leichtigkeit prüfen. Die Klappe darf in keiner Stellung "einrasten" oder festhängen!
Einwirken lassen, einrubbeln, 2. Versiegelung mit Silikon sprühen und Einwirken/Abtropfen lassen.

Ansaugtrakt:
Hier bevorzuge ich nun einen warmen Motor, da der Schmodder bereits weicher ist.
In der Zeit dann mal in den Ansaugtrakt schauen (Taschenlampe). Ich konnte hier mit einem langen Schraubenzieher geradezu rundherum Belag abkratzen. Rauskehren, weitermachen, bis man deutlich Metall an Metall kratzen hört.
Nun wieder kräftig rundherum Kettenreiniger einsprühen, einwirken lassen, mit Lappen gelösten Schmodder rausholen (an Schraubenzieher binden), wiederholen bis wieder Alu zu sehen ist. Bei mir gingen so 3 schwarze Lappen durch.
Besonders auch kleines Loch rechte Seite (vermutlich Unterdrucksensor) und Einbuchtungen links penibelstreinigen!
Trocknen, ebenfalls mit Silikon versiegeln wie bei DK.

Hardcore Ventilreinigung von außen:
Jetzt kommt die harte Nummer, das muss jeder für sich entscheiden, ob er das Risiko auf sich nimmt.
Reinigungsgemisch anfertigen, ca 150ml: 50% Injection Reiniger, 50% Benzin, 10ml Spritze besorgen.
Ansaugtrakt wieder vollständig zusammenbauen, auf Dichtung bei DK achten oder dünn mit Bausilikon abdichten (bei mir war keine Dichtung zu finden, auch eine Ursache für Falschluft). DK manuell öffnen und 20ml des Reinigungsgemisches direkt hinter DK sprühen. 2min warten, Motor mit ordentlich Gas anlassen, wird spotzen, also Gasgeben und RPM bei ~2000 halten, bis er wieder sauber läuft. Motor ausmachen.

Ventildeckelentlüftung links (dickerer Schlauch) von Ansaugtrakt abziehen, 1x Spritze füllen und mit kräftig Druck in offenen Ansaugtraktnippel einsprühen, Nippel verschließen und einige Minuten warten. Dies soll Ablagerungen von der Ventildeckelentlüftung (verdampftes Öl etc) Richtung Einlassventile lösen.
Flaches Marmeladenglas besorgen, Deckel abschrauben und ca. 1m langen benzinresistenten Schlauch, der auf den Ansaugtraktnippel passt, besorgen (Foto 3). Wie abgebildet Schlauch in Deckel einpassen und zu 100% sorgfältig mit Heisskleber abdichten (sehr wichtig).
Reinigungsgemisch in Glas füllen (Glas sollte nicht > 40% gefüllt sein und Schlauch darf auf keinen Fall in Flüssigkeit sein!), Deckel draufschrauben, aber so daß wenig Luft einstömen kann.
Wir bauen uns hier im Grunde einen sehr primitiven Vergaser :haha: Dies ist wichtig, um eine Verdampfung des Gemisches zu erreichen, was dann direkt vor den Ventilen eingesaugt wird zum Reinigen!

Schlauch an Ansaugtrakt anschließen, Motor anlassen, sollte halbwegs rund im Leerlauf laufen können.
Glas und Schlauch beobachten, daß hier eine Verdunstung bzw. leichte Aufwirbelung stattfindet. Flüssigkeit sollte NICHT bis zum Nippel vordringen, sondern max nur unten im Schlauch. Ein langer Schlauch macht dies einfach.
Motor sollte dann mit leichter Drehzahlerhöhung reagieren und rund laufen.
Glas ruhig ab und zu schwenken (bessere Verdunstung) und Motor laufenlassen bis Glas leer (~10 Minuten).

Motor abstellen und Ventildeckelentlüftung wieder normal anschließen.

ET VOILA! Ab sofort sollten auch die Ventile weniger klackern, da wir nun manuell ein reinigendes Gemisch an ihnen vorbeigeführt haben, was bei einem Benzindirekteinspritzer ja nicht klappt.

In Nummer 2 widmen wir uns dann Zündkerzen und Öl.

Viel Spaß,
F

-- hinzugefügt am 06.09.2014 19:14:

Zündkerzen:
Zündkerzen checken. Hierzu dünnsten Kerzenstecker besorgen, den man findet und nochmal an Schleifmaschine runderherum Material abtragen (feiner Schleifstein), mit Silikonöl einsprühen. Erst dann geht er ins Kerzenloch.
Prüfen, ob im Brennraum oder außen Ventildeckel voll Öl. Ggf gegen Iridiums tauschen, großzügig mit Kupferpaste (obere 2/3, denn unteres 1/3 ist im Brennraum) wieder einschrauben. Bei massiv Öl hats die Ventildeckeldichtung oder Kopfdichtung schon erwischt - das ist jetzt außerhalb dieser Anleitung angesiedelt.

Motoröl:
Weiter gehts mit Ölcheck. Sollte das Öl dunkelbraun sein hat man noch Glück. Bei mir war es schlicht schwarz und stank nach unverbrannten Rückständen, im Bild auch die massiven schwarzen Ablagerungen in der Öleinfüllöffnung zu sehen (das 2. Bild zeigt Wirkung nach nur kurzem Laufenlassen mit Motor Clean).

Liqui Moly Motor Clean kaufen, unverschämter Preis, aber prima Wirkung nach 10 Minuten. Zu Motoröl zugeben, Motor anlassen und nur im Standgas 7 Minuten laufen lassen. Motor 2min abstellen, Zwischenresultat prüfen, dann nochmal 3min laufen lassen und 2x kurz Drehzahl auf 2000RPMs erhöhen.
Nun absolut dringend Ölwechsel vornehmen, auf keinen Fall fahren etc.! Ölwanne und Ölfilter finden sich in der Nähe des rechten Vorderrades, von vorne kommt man ganz gut ran.
Öleinfüllschraube abschrauben, Ölstab rausziehen (damit Luft nachströmen kann und Öl mit Schwung abläuft).
Ablassschraube öffnen, abfließen lassen, dann Ölfilter abschrauben und abfließen lassen.
Wirklich komplett abtropfen lassen (1,5h) und mit ca. 300ml frischem Öl "nachspülen" (oben sehr schnell einfüllen), wieder ca. 20min warten.

Dringend Ölfilter mit Sperrventil kaufen (zB MANN), damit beim Kaltstart schneller Öldruck aufgebaut wird!
Dann neuen Ölflter mit frischem Öl füllen (ca 250ml), alle Schrauben und Ölöffnungen gut säubern und Ölfilter richtig gut handfest anschrauben, Ablassschraube mit entsprechendem Drehmoment anziehen, ggf. vorher Kupferdichtring tauschen.
Ich bevorzuge hier ein Liqui Moly Synthoil Hightech 5W40, andere meinen 0W30, daher siehe FAQ Flüssigkeiten und dringend Freigaben beachten.
Nun 3L davon einfüllen, setzen lassen, Ölstand prüfen und bei ebenem Boden sollte der Ölstand gut in die Mitte + ein bisschen was aufgefüllt werden.
Motor laufen lassen - Ölwarnlampe muss <1sec ausgehen! - Motor abstellen, warten bis Öl wieder in Wanne läuft und Ölstand prüfen. Ich persönlich fülle hier immer auf 3/4 MAX auf.

Resultate:
Im Mix <6L Verbrauch (bis runter 4,5L bei Landstraße), feine Gasannahme auch bei Lastwechsel, Bremsdruck ebenfalls deutlich besser, Leerlaufregelung deutlich besser, schön gleichmäßiges Ausdrehen bis 5000RPM möglich.
Und: Das ganze lässt sich an einem freien Nachmittag gut durchziehen (ca. 4h) :love: :prost:

Grüße, viel Spaß,
F

-- hinzugefügt am 07.09.2014 10:47:

So, als Abschluss der Trilogie widmen wir uns nun noch dem Luftfilterkasten.
Hier sammelt sich gern allerlei unmögliches Zeug, was die Strömungseigenschaften negativ beeinflußt.
Luftfilterkasten öffnen (vorsicht, Klammern können abfallen und sich im Motorraum verstecken), geht leichter, wenn man den Ansaugschlauch abmontiert (2 Schellen).
Luftfilter rausnehmen, allerlei Staub, Schmodder, etc. aus den Ritzen entfernen (zB aussaugen und mit feuchtem Tuch wischen). Dabei vor allem sorgfältig Einströmloch säubern, die Seitenflanken und oberen Teil des Kastens, der dann in den Luftmassenmesser übergeht.
Trocknen - wer mag, wieder mit Silikon einsprühen, gut einreiben, so daß eine sehr glatte Fläche entsteht.

Ansaugrüssel abnehmen (2 Plastikschräubchen Nahe Kühler), ebefalls gründlich reinigen, trocknen, mit Silkon v.a. unten an der Verbindung zum Luftfilterkasten einsprühen und glattreiben.
Neuen Luftfilter einsetzten, selbst wenn der alte "noch gut aussieht" - hier wird sich extrem viel Feinstaub gefangen haben und die Poren verstopft. Wer mag, K&N Filter Teilenummer zB bei Facelift 33-2763. Wer nicht mag, Standardfilter oder faul ist - alten nochmal mit Pressluft durchblasen (gegen die Luftströmrichtung).
Luftfilterkasten schließen und sicherstellen, daß Dichtung rundherum sauber dichtet.

Wer mag, kann nun zum Spaß auch mal ohne Rüssel fahren, gibt ein interessantes Geräusch :sabber: und die Gasannahme untenrum wird sehr schön spontan :car: , aber natürlich Leistungsverlust obenrum und bei warmen Motor und Außentemperaturen.

Nun ist der Carisma für die nächsten Kilometer gerüstet :wink:
Dateianhänge
vergaser_manuell.jpg(165.67 KiB)
manueller Reinigungsvergaser
schmutz1.jpg(109.09 KiB)
schwarzer Schmodder
schmutz2.jpg(125.37 KiB)
Schon besser.
+1
Seppo82 (15.05.2015, 13:16)
Freek
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17.07.2014
9 Themen, 58 Beiträge
2x erhalten, 3x gegeben
Mitsu + Nissan Carisma + Primera
Dieses Thema wurde verschoben: aus ⁉️ Carisma Probleme, nach Benzin-Motor: MPI und GDI, von carisma, am 12.02.2017, 18:13.
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